Geisterbahn

Dienstag, 1. März 2016 – Elfuhrundeins, dreikommafünf. Sonne.

Der Schauspieler Vincent Lindon erzählt in einem Gespräch mit „epd film“ über die private Konfrontation mit einem anderen Mann, dessen schlechter Charakter für ihn selbst offenbar eine Strafe war: „Als ich um die 40 war, wurde mir einmal übel mitgespielt, ich wurde von jemandem verraten und verletzt. Als ich mit meinem Vater darüber sprach, meinte er nur: ‚Das ist sein Problem.‘“

Am Samstag im Literaturhaus; die Deutsche Akademie der Darstellenden Künste zeichnet das Hörspiel des Jahres aus. Es dauert 75 Minuten, hätte aber genauso gut zehn Minuten oder zehn Stunden dauern können. Lauter Versatzstücke von künstlicher Archaik, fast ohne Dramaturgie, ganz ohne Fallhöhe, denn von den ersten bis in die letzten Minuten wird in Hälse gebissen, Blut spritzt und wird getrunken. Der Bezug zur sogenannten Flüchtlingskrise wird mühsam behauptet. Niemand protestiert. Rundum brennt die Welt; hier versammeln sich 100 intelligente, gebildete, kultivierte Menschen zu einer der wichtigsten Hörspielveranstaltungen des Jahres und … nicht ein Fünkchen glimmt.

Die Zeitschrift „Elle“ schreibt über ein Frankfurter Café-Restaurant: „Beauty, Luxus, Gastronomie. Das modern eingerichtete WALDEN überzeugt durch seine einfache Schlichtheit, die kosmopolitische, feminin-defensive Atmosphäre.“ Und ausgerechnet dort muss ich nachher hin.

Heute vor vierundvierzig Jahren wurde der 17-jährige Lehrling Richard Epple von einem Polizisten erschossen, der angab, den jungen Mann für ein Mitglied der RAF gehalten zu haben.